Hallo zusammen,
ich lese mich schon ein Weilchen durchs Forum und möchte nun gerne meine bisherigen Erfahrungen mit euch teilen. Ich entschuldige mich schonmal für den langen Beitrag, werde aber am Ende nochmal kurz alles zusammen fassen, für diejenigen, die der lange Bericht weniger interessiert (sehr nachvollziehbar). Für mich ist es jedoch wichtig, das ganze ausführlich zu erzählen, vielleicht besonders, da ich mir gewünscht hätte, das die Ärzte alles mehr zugehört und mich daher früher behandelt hätten. Oder es hilft einfach jemanden, der sich in einer ähnlichen Situation wiederfindet. Ich selber habe schon einige Themen gelesen und manchmal fehlten mir einfach spätere Informationen und daher jetzt der ausführliche Bericht
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Bei mir fing alles nach einer Corona-Infektion Anfang März an, seitdem spielt mein Körper quasi verrückt. Schon während der akuten Infektion waren einige Sachen anders als sonst, insbesondere fiel mir bereits nach einigen (drei oder vier) Tagen auf, dass es mir abends im Vergleich zu morgens recht gut ging. Allerdings trat am nächsten Tag nicht wie erwartet eine deutliche Besserung ein, sondern es war morgens wieder schlechter und verbesserte sich zum Abend.
Nach 3 Wochen versuchte ich wieder zu arbeiten, war aber wirklich noch sehr erschöpft und habe auch kurze Wegstrecken (ca. 1km) nur mit großer Anstregung zurücklegen können. Zu diesem Zeitpunkt verbesserte es sich allerdings noch, auch wenn nur langsam.
Nach fünf Wochen kam dann der Umkehrpunkt. Nach einer kurzen aber anstregenden Dienstreise (ich wollte unbedingt fahren und hätte mich selber mehr zurückhalten sollen), war ich einfach komplett fertig. Habs erstmal auf zu wenig Schlaf geschoben, war aber auch nach einem sehr ruhigen Wochende nicht fit. Also wieder krank gemeldet (ca. 1 Woche), das ganze wurde wieder ein bisschen besser und ich hatte die Hoffnung alles hinter mir zu haben, wurde sogar ein bisschen aktiver. Dann kam aber ein Tag an dem ich es dann wohl ein bisschen übertrieben hab. Obwohl ich mich tagsüber schon bewegt hatte und davon sehr fertig war, hab ich mich abends noch mit Freunden getroffen und die unbedingt Dart spielen wollten (für Gesunde ist das ja eigentlich nicht wirklich anstrengend). Aber nach dem Tag war das bisschen Arm bewegen erschreckend anstregend und noch viel mehr das ständige aufstehen und setzten, während man wartet. Am nächsten Tag wurde es dann noch schlimmer, das laufen wurde wieder anstrengender und es kam etwas neues dazu: Beim Kleider raus suchen im Schrank schmerzten meine Arme, das wühlen an der Kleiderstange war anstregend. Und ich empfand normales auf einem Stuhl sitzen als anstrengend. Das Sitzen machte mich einfach innerlich schwindelig/kribbelig. Wenn ich die Füße hochlegte, verbesserte es sich doch erheblich.
Von da an gings erstmal steil bergab, an Arbeiten war gar nicht mehr zu denken. Ich freute mich zwar, wenn Freunde vorbei kamen, aber ich musste mich immer wieder aufs Sofa setzen (Beine hochlegen) und den Rest des Tages lag ich eh im Bett. Morgens bin ich mit meinem Freund wach geworden und konnte dann nicht mehr schlafen, fühlte mich aber total kaputt (wurde wie oben beschrieben im Tagesverlauf besser). Selbst das Handy bedienen tat in den Armen weh und war auch geistig anstregend. Fernsehgucken ging immerhin, allerdings durfte es auch nichts anspruchsvolles sein. Trotz der Schmerzen veruschte ich immer wieder kleine Strecken zu gehen oder mit einkaufen zu gehen, aber es war einfach mega anstregend, ich war viiiieeel langsamer als sonst (Opas und Omis überholten mich recht zügig) und mir taten Arme und Beine bei Bewegung weh. Also sie fühlten sich schwer an, wie man es vielleicht bei einem Grippaleninfekt kennt. Zudem kam ein Krampfgefühl in meinen Unterschenkeln nach einigen hundert Metern dazu, das dann mit jedem Schritt stärker wurde. Auch Duschen war ein richtiger Kraftakt und ich brauchte einige Zeit seelische Vorbereitung davor und danach auch mindestens eine halbe bis ganze Stunde im Bett, um mich davon zu erholen (z.T. bevor ich mich dann auch anziehen konnte). Abends bin ich eine Zeit lang sehr früh eingeschalfen, weil ich einfach so kaputt war. Normalerweise kuschele ich mich dazu an meinen Freund, aber das ging nicht, ich musste mich in einer Position zusammen kauern, damit die Schmerzen erträglich waren und ich glaube, das Abwenden hatte da auch was mit Berührungsempfindlichkeit zu tun. Nachmittags und vor dem Schlafen waren die Schmerzen in Armen und Beinen z.T. so schlimm, dass ich gerade mit den Armen nur eine Position einnehmen konnte, weil in allen anderen Positionen das Gefühl da war, das selbst z.B. wenn die Arme auf den Stuhllehnen abgelegt wurden sind, trotzdem noch schmerzahafte Anspannng in den Muskeln war. Oder ich abends nicht mehr die Hand heben konnte, weil es einfach zu schmerzhaft war. Ich erinnere mich auch an einem Tag, an dem ich wirklich bezeifelte, dass ich schaffe vom Stuhl aufzustehen und mir Nachschlag aus dem ca. 3m entfernten Backofen zu holen. Im Prinzip funktionierte aber noch alles, es musste nur langsam ausgeführt werden und war unheimlich anstregend und schmerzend. Und ich brauchte viel Ruhe danach.
Natürlich war ich in dieser Zeit jede Woche beim HA, ich brauchte ja meine Krankschreibung. Jede Woche wurde ich für eine Woche krankgeschrieben und hörte nur, viele fühlen sich nach Corona kaputt, das geht wieder weg. Natürlich war ich nicht ganz so ausführlich wie hier beschrieben, aber die Ärzte (Gemeinschaftspraxis und Urlaubszeit) fragten nicht genauer nach. Und in den Medien wurde ja auch genug über Long-Covid berichtet. Einmal fiel, dass ich nächste Woche eine Blutabnahme machen könnte, wenn es nicht besser wird, aber die hätten bei Corona-Patienten bisher nichts gefunden. Aber mit jeder Woche wurde es etwas besser, ein winziges bisschen, aber im dem Zustand fühlte sich einfach jede kleine Besserung positiv an und die Ärzte sprachen die Blutabnahme nicht mehr an. Zudem glaube ich, dass ich hab gar nicht richtig realisiert habe, wie schlecht es mir wirklich ging. Mir fällt es mittlerweile schon sehr schwer das alles Nachzuempfinden, weil es so unwirklich ist. Ich habe einfach mit aller Mühe versucht ein möglichst normales Leben zu probieren. Ich hab sogar wieder versucht zu arbeiten, nur 4h am Tag (Büroarbeit). Aber selbst das war zu viel, der Boden war mir oftmals deutlich sympatischer als mein Bürostuhl (und das mit Hocker zum Füße hochlegen). Arbeiten sowie der Alltag waren einfach eine Qual.
Drei Monate nach meiner Covid-Infektion (Anfang Juni) bestand ich dann auf die Blutabnahme und war heilfroh als man eine Schildrüsenunterfunktion feststellte (Werte folgen am Ende). Soweit ich das beurteilen kann, hat meine HA dann auch richtig gehandelt und die TPO-AK nachgeordert und einen Ultraschall der Schildrüse gemacht. Diagnose: Hashimoto.
Allerdings erwartete meine HA hier nicht allzuviel, da nach ihrer Ansicht die Symotme nicht typisch waren und die Hashimoto Thyreoditis schon länger bestand. Da ich im letzten Jahr zwei Phasen hatte, in denen ich sehr stark abgenommen und auch zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlich stark auf Stress reagiert hatte, klang das für mich auch wie eine Phase der Überfunktion und plausibel. Zudem hatte ich bereits verschiedene weitere Veränderungen im letzen Jahr bei mir festgestellt, die ich nicht in Verbindung gebracht hatte, die aber zur UF passen würden. Einzeln hatte die Symptome mich nicht beunruhigt oder ich hatte eben andere Erklärugen (Haarausfall -> längere Haare und somit mehr knoten, Absenkung der Körpertemperatur (Basaltemperatur), Verwechseln von Worten im Satz, aufkommende Depression im Corona-Winter -> 6 Monate 100%-Homeoffice, fehlende soziale Kontakte und Ausflugsmöglichkeiten).
Auch wenn es hieß, es dauere einige Tage/Wochen bis die Tabletten wirkten (50µg L-Thyroxin) hatte ich direkt das Gefühl, dass die Schmerzen in meinen Armen, wenn ich in Ruhe bin besser geworden sind. Allerdings hab ich mich auch kurz danach wieder krank gemeldet und somit wieder Bewegung und insgesamt mehr Ruhe. Dabei landete ich jedoch wieder beim anderen HA in der Praxis und wurde auf 100µg hochgesetzt. Selber irritierte mich das ganze, vorallem weil ich niemand mir gegenüber das Einschleichen erwähnt hat, aber der gefühlte Erfolg mit 50µg und keine bemerkten Nebenwirkungen haben mich dann auch nicht lange zögern lassen. Allerdings war die gesamte Verbesserung nur minimal, und auch die Erstwirkung der 50µg schob ich zu diesem Zeitpunkt mehr auf die Krankschreibung.