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Thema: Falsch-hoch gemessene fT4-Werte in der Schwangerschaft

  1. #1
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    Standard Falsch-hoch gemessene fT4-Werte in der Schwangerschaft

    Eine niederländische Studie hat fT4-Werte von Schwangeren und Nicht-Schwangeren mit Massenspekrometrie gemessen und zum Vergleich mit 5 kommerziellen Immunoassays.

    Heleen I. Jansen et al: Pregnancy disrupts the accuracy of automated fT4 immunoassays.
    in European Thyroid Journal
    https://doi.org/10.1530/ETJ-22-0145

    An Grafik 3(B und C) sieht man, dass die in D weit verbreiteten Assays Siemens Attelica und Roche Cobas bei Schwangeren im niedrignormalen Bereich deutlich höhere Werte messen, als bei der Vergleichsgruppe.

  2. #2
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    Standard AW: Falsch-hoch gemessene fT4-Werte in der Schwangerschaft

    Interessant. Trimesterspezifische Schwangeren-Referenzbereiche sind ja schon lange auf der Wunschliste.

    Möchte allerdings diejenigen Limitationen erwähnen, die mir relevant erscheinen:

    (1) Die Schwangeren-Blutwerte stammen aus quer durch allen Trimestern. Aber wenn ich mich richtig erinnere, werden etwas niedrigere fT4-Werte ab dem 2. Trimester/im 3. Trimester bei ansonsten gesunden Schwangeren als normal/physiologisch und unproblematisch angesehen? Wenn aber diese Werte mit Werten aus dem 1. Trimester vermengt werden, ist das Ergebnis nicht ganz sauber.

    (2) Die Kontrollgruppe bestand aus nicht schwangeren Frauen und sowieso unschwangeren Männern.

    (3) Es wurden die Werte schilddrüsengesunder Schwangeren untersucht. Da bei LT-Substitution der fT4-Spiegel allgemein tendenziell höher ist als ohne LT-Substitution, müsste man schilddrüsenkranke bzw. LT nehmende Schwangere separat betrachten.

  3. #3
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    Standard AW: Falsch-hoch gemessene fT4-Werte in der Schwangerschaft

    @panna: es ging hier ja in erster Linie darum, zu zeigen, dass Immunoassays nach wie vor Probleme mit der veränderten Proteinbindung des T4 in der Schwangerschaft haben und dadurch im Vergleich zur Massenspektrometrie die Messabweichung anders ausfällt und der Messwert der Immunoassays höher ausfällt als bei Nicht-Schwangeren.

    Allerdings hat die Studie mMn eine ganz andere Schwäche, die die Autoren leider nicht ansprechen: die Kontrollgruppe hatte insgesamt höhere fT4-Werte in der Massenspektrometrie als die Schwangeren. Aus anderen Untersuchungen weiß man, dass die Abweichung zur Massenspektrometrie bei den meisten Immunoassays im niedrigen Bereich anders ist, als im mittleren bis hohen. Deshalb vermute ich, dass hier die Abweichung bei Schwangeren im Vergleich zur Kontrollgruppe etwas fehleingeschätzt wird. Man hätte eine Kontrollgruppe gebraucht, die im ähnlichen fT4-Bereich liegt, wie die Testgruppe (die Schwangeren).

    Daher bin ich mir auch nicht sicher, ob unterschiedliche Immunoassays wirklich in der Abweichung im niedrignormalen Bereich so unterschiedlich sind, wie es die Grafik nahelegt.

    Spannend wäre es, gezielt für das erste Trimester, wo ein fT4-Mangel problematisch fürs Kind werden kann, Schwangere und Nichtschwangere per Massenspektrometrie und unterschiedlichen Immunoassays zu vergleichen. Da gibt es Untersuchungen an ausschließlich Schwangeren, aber leider ohne den Vergleich zu Nichtschwangeren.

  4. #4
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    Standard AW: Falsch-hoch gemessene fT4-Werte in der Schwangerschaft

    Zur Einordnung und zum Stand der Forschung bezüglich fT4-Werten in der Schwangerschaft, hat dieser aktuelle und sehr ausführliche Artikel auch einen Abschnitt „FT4 reference intervals in pregnancy“:
    https://www.tandfonline.com/doi/full...3.2022.2121960

    Federica D’Aurizio et al:
    Free thyroxine measurement in clinical practice: how to optimize indications, analytical procedures, and interpretation criteria while waiting for global standardization.
    https://doi.org/10.1080/10408363.2022.2121960

    J. Kratzsch, Mitautor dieses Übersichtsartikels, kennt sich im Bereich FT4-Immunoassays und ihrer möglichen Fehler mMn wirklich gut aus. Der Abschnitt zur Schwangerschaft findet sich recht am Ende des PDFs.
    Geändert von Ness (22.10.22 um 22:43 Uhr)

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