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Thema: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

  1. #1
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    Standard Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Ich bin zufällig auf diese aus dem Jahr 2016 stammende Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) gestoßen. Habe mir nicht viel versprochen und wurde enttäuscht, weil ich ich finde, dass die Empfehlungen insgesamt vernünftig und empfehlenswert sind und es sich lohnt, sie sich anzugucken, insbesondere wenn jemand vor der Frage steht, ob, wann und warum behandelt werden sollte

    Hier sind alle Leitlinien:

    https://www.degam.de/degam-leitlinien-379

    Direktlink auf die Langfassung von Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis": https://www.degam.de/files/Inhalte/L...ert_170317.pdf

    Es gibt auch eine Patienteninfo dazu und die ist im Prinzip auch nicht schlecht: https://www.degam.de/files/Inhalte/L...20TSH-Wert.pdf
    Geändert von panna (10.08.22 um 16:08 Uhr)

  2. #2
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    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Ich finde die internistischen Leitlinien hilfreicher. Bei der hier verlinkten ist mir vor einiger Zeit dieser Absatz aufgefallen:

    Bei manifester Hypothyreose bringt die TPO-AK-Bestimmung für die weiteren hausärztlichen Entscheidungen keinen Zugewinn.2 Patienten, die für ihr eigenes Krankheitsverständnis nach Ursachen ihrer Erkrankung suchen, könnten aber von dem Nachweis oder Ausschluss einer Hashimoto-Thyreoiditis profitieren. Zu bedenken ist jedoch, dass dieses Wissen Patienten potentiell auch verunsichern kann und die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer somatoformen Störung begünstigen könnte.
    Zum letzten Satz habe ich damals direkt bei der herausgebenden AWMF nachgefragt, worauf sich diese Behauptung stützt, mit Presseausweis im Anhang. Ich habe keine zufriedenstellende Antwort bekommen und halte es daher für denkbar, konservative Ärztefunktionäre ihre gefühlten Fakten und subjektiven Eindrücke von schwierigen Klientinnen in eine Leitlinie eingehen ließen.

    Ich spekuliere dann auch mal, bin ja nicht die Leitlinie: Vielleicht kommt ja manche somatoforme Störung nicht von der Diagnose, sondern daher, dass an Laborwerten gespart wird und man damit zufrieden sein soll, dass das TSH irgendwo im Referenzbereich liegt.

    Hashimoto würde man meist auch ohne TPO-AK feststellen, wenn Ultraschall gemacht würde. Aber (S. 14 der Langfassung):

    Die Durchführung einer Sonographie ist bei Patienten mit erhöhten TSH-Werten verzichtbar.
    Wie dann kalte Knoten gefunden werden sollen, die ja bei länger erhöhtem TSH häufiger begünstigt werden, weiß ich auch nicht.
    Geändert von Irene Gronegger (10.08.22 um 15:55 Uhr)

  3. #3
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    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Diese Leitlinie ist mal wieder nicht dort zu finden, wo sie war, sondern hier:
    register.awmf.org/assets/guidelines/053-046l_S2k_erhoehter_TSH_Wert_2017-04-abgelaufen.pdf ***

    Ich kopiere mal die einschlägig relevanten Empfehlungen, wegen Fälle von Levothyroxin nach einmaliger ausschließlicher TSH-Messung in der Hausarztpraxis:

    *Es sollten nur mit der gleichen Bestimmungsmethode erhobene TSH-Werte miteinander verglichen werden.

    # Aufgrund physiologischer Tageszeitschwankungen sollte die Blutentnahme jeweils unter denselben Bedingungen (Uhrzeit, Nahrungsaufnahme, Medikamentenein- nahme) durchgeführt werden (frühmorgens Reste vom nächtlichen Höchststand, nachmittags Tiefststand)

    # Bei der Interpretation der TSH-Werte ist weiterhin zu beachten, dass das TSH positiv mit dem Lebensalter und dem Gewicht korreliert ist. Inwiefern erhöhtes Körpergewicht (Adipositas) Ursache oder Folge eines erhöhten TSH-Wertes ist, ist in der Praxis initial schwer fest- zustellen. Vor Hintergrund steigender Adipositasprävalenzen sollte jedoch der Zusam- menhang zwischen Körpergewicht/BMI und TSH-Wert beachtet werden

    # Folgende Einflussfaktoren können aufgrund von Veränderungen der Schilddrüsenhormone auch ohne Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung zur Fehlbestimmung von Schilddrüsen- hormonen führen:
    (z.B.: Aspirin, Amiodaron, Glukokortikoide...).

    # Bei Erstbefund eines Serum-TSH-Spiegels von > 4,0 und ≤ 10,0 mU/l und unauffälligen anamnestischen Befunden sollte zunächst eine Wiederholungsmessung des TSH-Wertes unter Beachtung der Einflussfaktoren zur Verifizierung des Erstergebnisses erfolgen .

    # Zur weiteren Abklärung der Hypothyreose sollte der fT4-Wert bestimmt werden . Bei einem TSH > 4 mU/l mit einem fT4 unterhalb des Referenzbereichs ... ergibt sich die Diagnose einer manifesten Hypothyreose, die eine eindeutige Indikation zur Hormonsubstitution darstellt .

    *** PS

    Ich sehe gerade, dass es eine revidierte neue Version vom April 2023 gibt:

    https://register.awmf.org/assets/gui..._2023-04_1.pdf

    Die Änderungen betreffen gerade die Leitlinien zur TSH-bezogenen Substitutionspflicht, die gelockert wurden.
    Geändert von panna (25.08.23 um 15:08 Uhr) Grund: PS

  4. #4
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    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Super, danke, gute Infos!

  5. #5
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    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Hallo,
    wo findet sich denn die Leitlinie der Internisten? Ich habe hier nichts anderes zur SD gefunden https://www.awmf.org/fachgesellschaf...dizin-e-v-dgim

    Und gibt es noch andere relevante Leitlinien, bspw. von Endokrinologen/Nuklearmedizinern?

    Viele Grüße

  6. #6
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    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Zitat Zitat von cyrillz Beitrag anzeigen
    Hallo,
    wo findet sich denn die Leitlinie der Internisten? Ich habe hier nichts anderes zur SD gefunden https://www.awmf.org/fachgesellschaf...dizin-e-v-dgim

    Und gibt es noch andere relevante Leitlinien, bspw. von Endokrinologen/Nuklearmedizinern?

    Viele Grüße
    Die internistischen Leitlinien hat Irene erwähnt, sie sollte wissen, wo man sie findet.

    Ansonsten kenne ich nur die Richtlinien der European Thyroid Association: https://www.eurothyroid.com/guidelin...uidelines.html , die stammen schon von einschlägigen Experten, aber sie behandeln nicht die Fragestellung "Wie und wann behandelt man eine Unterfunktion".

  7. #7
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    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Zitat Zitat von panna Beitrag anzeigen
    Die internistischen Leitlinien hat Irene erwähnt, sie sollte wissen, wo man sie findet.

    Ansonsten kenne ich nur die Richtlinien der European Thyroid Association: https://www.eurothyroid.com/guidelin...uidelines.html , die stammen schon von einschlägigen Experten, aber sie behandeln nicht die Fragestellung "Wie und wann behandelt man eine Unterfunktion".
    Danke. Interessant und gut finde ich hier insbesondere die Leitlinie zur Kombinationstherapie T4/T3

  8. #8

    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Ich hab mir die Leitlinie für Hausärzte durchgelesen.
    Das widerspricht schon ein wenig dem, was ich all die Jahre „gelernt“ habe.
    Da mir das Thyroxin nicht wirklich gut tut, was dazu geführt hat, dass ich immer wieder Phasen hatte, in denen ich es abgesetzt habe, überlege ich, ob ich nicht überdosiert war all die Jahre.

    Gut, dass ich auf meinen Körper gehört habe und in den letzten Jahren reduziert habe (Wechseljahre)
    Und ich glaube, ich muss noch weiter runter.

  9. #9
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    Standard AW: Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis"

    Ha, das ist ja bemerkenswert. Ich war da gestern zufällig drauf gestossen und dann kommt dieser alte Strang jetzt hier wieder hoch.
    LG

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