4. Wann wird behandelt?
Es wird nicht die Hashimoto Thyreoiditis an sich behandelt, sondern nur die Folge des Autoimmunprozesses, die Unterfunktion. Das heißt, die fehlenden Hormone werden ersetzt. Die Behandlung beginnt also idealerweise dann, wenn die Schilddrüse nicht mehr genug Hormone produzieren kann. So einfach und logisch das klingt, so schwierig kann es werden, denn um eine Unterfunktion festzustellen, bedient man sich der Normwerte (siehe oben).
Normwerte sind statistische Größen, sie beschreiben relativ große Bereiche, die für die Mehrheit passen. In welchem Teilbereich sich der Einzelne wohl fühlt, lässt sich so nicht vorhersagen. Man kann das mit Schuhgrößen vergleichen - die meisten haben eine Schuhgröße zwischen 36 und 50. Trotzdem wird jemandem mit Größe 39 ein Schuh der Größe 44 nicht passen, außerdem gibt es Menschen mit kleineren und solche mit größeren Füßen. Auf TSH, fT3 und fT4 übertragen heißt das, dass scheinbar normale Blutwerte bei den Betroffenen bereits durch die Krankheit verändert sein können und kein individuelles Optimum mehr darstellen, wie dies bei Gesunden der Fall wäre. Andererseits können auch scheinbar auffällige Blutwerte (am oberen oder unteren Rand bzw. darüber hinaus) für den Einzelnen das individuelle Optimum sein.
Man kann sich daher nicht nur an den Schilddrüsenwerten orientieren, sondern muss das Befinden, die Symptome und ggf. weitere Blutwerte berücksichtigen, die für oder gegen eine Unterfunktion im individuellen Fall sprechen. Danach erst kann man entscheiden, ob man trotz scheinbar guter Schilddrüsenwerte einen Behandlungversuch unternimmt oder trotz scheinbar schlechter Schilddrüsenwerte unter regelmäßigen Kontrollen abwartet.
Die Diagnose Hashimoto führt nicht zwingend zur Hormonersatztherapie. Es gibt Betroffene, die erst nach Jahrzehnten oder auch nie eine behandlungsbedürftige Unterfunktion entwickeln. Regelmäßige Kontrollen sind jedoch dringend empfehlenswert. Von einer frühzeitigen Therapie erhofft man sich, dass die Schilddrüse durch Hormonzufuhr entlastet wird und sich dadurch der Autoimmunprozess beruhigen könnte.
5. Wie wird behandelt?
Es wird das in der Unterfunktion fehlende T4 durch Levothyroxin (LT) ersetzt. LT ist identisch mit dem vom Körper produzierten T4. Normalerweise nimmt man die Hormone in Tablettenform (seltener als Tropfen) einmal täglich, und zwar morgens nüchtern mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit Wasser ein. Die Hormoneinnahme erfolgt dauerhaft (= i.d.R. lebenslang).
Hashimoto sollte keinesfalls mit Jod oder mit Jod-LT/T4-Kombinationen (z.B. Thyronajod oder Jodthyrox) behandelt werden, da Jod den Autoimmunprozess verstärken kann. Ausnahme: Schwangerschaft - zur Versorgung des Kindes.
Neben der sog. Monotherapie mit LT/T4 ist auch die Gabe von T3 möglich. Hierzu gibt es Präparate, die nur T3 enthalten (Thybon) und die zusätzlich zu LT/T4 genommen werden, sowie T3+T4-Kombinationspräparate. Diese sind:
- Novothyral: enthält LT und T3 im Verhältnis 5:1
- Prothyrid: enthält LT und T3 im Verhältnis 10:1.
Beide Kombinationspräparate haben im Vergleich zur natürlichen T3-Produktion einer gesunden Schilddrüse sehr hohe T3-Anteile. Alternativ wäre noch natürliches Schilddrüsenextrakt (aus Schweineschilddrüsen gewonnen) zu nennen, dessen T3-Anteil allerdings noch höher ist.
Häufig wird Selen empfohlen, weil Selen für die Hormonproduktion eine zentrale Rolle spielt. Der Nutzen von Selen über die Behandlung eines Selenmangels hinaus ist jedoch umstritten. Bei Seleneinnahme sollte der Selenspiegel kontrolliert werden, um Überdosierungen zu vermeiden.
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