Also ich bin vom Persönlichkeitstyp her schon sehr eigenbrötlerisch. Auch ohne Depression mag ich nicht Teil einer Gruppe sein, nicht mal, wenn ich die Menschen grundsätzlich mag, wie meine Kolleginnen und Kollegen.
Im Familien- und Bekanntenkreis sind weder die Depression noch die anderen Erkrankungen groß Thema. Meine zeitweiligen Rückzüge werden aber akzeptiert, ohne mich zu bedrängen. Wahrscheinlich, weil ich da richtig grantig werden kann. Nur weil es jemand gut mit mir meint, heißt ja nicht, dass es aktuell auch gut für mich ist.
Allerdings habe ich ein gutes Selbstwertgefühl und auch Selbstbewusstsein, bin auch nicht schüchtern. Ich habe vor einigen Jahren mal für mich Bilanz gezogen und bin sehr zufrieden mit dem, was ich so alles geschafft habe. Aber ich brauche eben sehr viel Zeit für mich selbst, das heißt Urlaube allein und auch alleine Essen gehen oder ins Café. Über Problemstellungen mag ich erst reden, wenn ich sie zuerst mal für mich betrachtet habe.
Menschen sind eben sehr unterschiedlich, was dem einen hilft ist für den anderen kontraproduktiv. Sonst wüsste man ja in Medizin, Psychiatrie und Psychologie schon längest welche "Knöpfe" gedrückt werden müssen und alles ist wieder gut.
Vielleicht, Mayana, kommt dir auch die Grunderkrankung deretwegen du das Lithium nehmen musst permanent in die Queere? Hast du schon die Erfahrung gemacht, dass sich die Depression einfach so wieder zurückzieht? Mit etwas Dysthymie kann man ja leben lernen.
Mit etwas leben lernen hat nichts mit "ergeben" zu tun sondern mit Realismus. Dinge die man nicht in der Hand hat sollte man integrieren und nicht Kraft, die man nicht hat, auf die Bekämpfung verschwenden. Meine Erkrankungen sind chronisch, nicht zu heilen. Mit entsprechende Lebensweise kann ich Schübe hinauszögern. Mehr nicht. Also mache ich das beste daraus und konzentriere mich auf das, was ich noch kann und weine nicht dem hinterher, was nie mehr gehen wird.