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Thema: MB und Schwangerschaft, Sammelthread Empfehlungen/Richtlinien

  1. #21
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    Standard AW: MB und Schwangerschaft, Sammelthread Empfehlungen/Richtlinien

    Zitat Zitat von panna Beitrag anzeigen
    Eine weitere dänische Studie, ....
    Propylthioracyl (PTU, Propycil) und Thiamazol/Carbimazol sind gleichauf, was die Geburtsdefekte/Organdefekte angeht, ein Unterschied besteht in der Schwere der Missbildungen.
    https://academic.oup.com/jcem/articl...4/1606/2804541
    Hier noch eine Studie aus Japan zum gleichen Thema, sie kommt aber zu leicht anderen Ergebnissen bezüglich Vergleich PTU/Propycil und MMI/Thiamazol, d.h. die sind nicht gleichauf, was das Missbildungsrisiko angeht - allerdings wird PTU heute ungern verschrieben wegen Lebertoxizität):

    Gesamt-Teilnehmer: 6941 Frauen mit MB, das Ergebnis der Schwangerschaft bei 6744 (97%)

    1426 Frauen: Thiamazol-Einnahme
    1578 Frauen: PTU-(Propycil/Propyltiouracyl-)Einnahme
    2065 Frauen: Keinerlei Medikation, als Kontrollgruppe funktionierend

    (1675 weitere Frauen: potassium iodide (394), Levothyroxine nach OP/RJT (838), mehr als ein Medikament (443)).

    Missbildungsrate der Babys bei allen Geburten: 2.5%
    Missbildungsrate der Babys von mit Thiamazol behandelten Müttern: 4.1%
    Missbildungsrate der Babys von mit PTU behandelten Müttern: 1.9%
    Missbildungsrate der Babys in der (medikamentenfreien) Kontrollgruppe: 2.1%

    Die Dosis des Hemmers schien keine signifikante Rolle zu spielen in dieser Studie.

    Details, tabellarische Aufschlüsselung usw. in der Quelle:
    https://academic.oup.com/jcem/article/97/7/2396/2834269

  2. #22
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    Standard AW: MB und Schwangerschaft, Sammelthread Empfehlungen/Richtlinien

    Zitat Zitat von panna Beitrag anzeigen
    Embryotox zu Schilddrüsenhemmer-Wahl in der Schwangerschaft: Im Sinne der im Beitrag #1 erwähnten US-Richtlinien, nur hier Deutsch und detaillierter:

    http://www.embryotox.de/aktuelles.html#c5122
    Obige URL ist nicht mehr gültig, die neue ist hier und diesmal zitiere ich den aktuellen Inhalt, falls sich die URL wieder ändert und ich den Beitrag hier nicht mehr ändern kann:
    https://www.embryotox.de/erkrankunge...hyperthyreose/

    ...Auch wenn nicht alle Studien – vermutlich aufgrund der geringen Fallzahl - ein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko ermittelten, bestätigen die Ergebnisse Thiamazol/Carbimazol als schwaches Teratogen mit einem charakteristischen Fehlbildungsmuster. Dieses besteht aus Aplasia cutis - meist im Bereich des Kopfes, Choanalatresie, Ösophagusatresie, tracheo-ösophagealen Fisteln, hypoplastischen Brustwarzen, und fazialen Dysmorphien.

    Unter Propylthiouracil [Medikamente: Propycil, Prothiucil] werden allerdings häufiger Nebenwirkungen bei den Patientinnen selbst berichtet, insbesondere eine schwere Lebertoxizität, die zwar selten ist, aber ....schwerwiegender verläuft. PTU führt zu keinem charakteristischen Fehlbildungsmuster und in der Mehrzahl der Studien auch zu keinem erhöhtem Gesamtfehlbildungsrisiko. Allerdings wurden inzwischen zwei Verschreibungsstudien veröffentlicht, die auch nach PTU-Anwendung in der Schwangerschaft ein erhöhtes kindliches Fehlbildungsrisiko ermittelten.

    Natriumperchlorat [Irenat]... kann ... den Iodtransfer zum Fetus beeinträchtigen und ist von daher in der Schwangerschaft kontraindiziert. ...

    Bei allen Thyreostatika sollte zusätzlich zum Screening der Schilddrüsenparameter bei der U2 eine Kontrolle 14 Tage später eingeplant werden, um eine evtl. Hypo- [wegen der Hemmer] oder seltener Hyperthyreose (z.B. nach plazentarem Antikörperübergang beim M. Basedow der Mutter) beim Neugeborenen erkennen und therapieren zu können.

  3. #23
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    In general, around 6% of children have a birth defect diagnosed before 2 years of age (66). The 3–4% prevalence of birth defects associated with the use of PTU and MMI/CMZ in weeks 6–10 of pregnancy brings the prevalence to 9–10% in ATD-exposed children.
    Ungefähr 6 % aller Kinder bekommen eine Fehlbildungs-Diagnose, bevor sie 2 Jahre alt werden.

    Die 3-4%-ige Prävalenz der Fehlbildungen, die man mit der Einnahme von Schilddrüsenhemmern zwischen den Wochen 6-10 der Schwangerschaft assoziiert, hebt diesen Anteil bei Kindern, deren Mütter im ersten Trimester Thyreostatika nahmen, auf 9-10%.

    https://eje.bioscientifica.com/view/.../R219.xml#fig1

  4. #24
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    Wieso die fT4-Messung nicht ganz so zuverlässig ist in der Schwangerschaft:

    Immunoassays können beeinflusst werden durch folgende in der Schwangerschaft geänderte Biomarker im Serum:

    * erhöhte Bindungsproteine (TBG),
    * höherer Spiegel freier Fettsäuren und
    * verminderter Albuminspiegel.

    Manche Autoren finden, dass die jeweils verwendete Methode ganz gut mit der Referenzmethode übereinstimmt, andere finden, dass dies nicht der Fall ist (z.B.: 2 Immunoassays liefern konträre Ergebnisse aus dem gleichen Blut, entnommen im 1. Trimester). Übereinstimmend wird empfohlen, dem fT4-Assay mit Augenmaß ("taking care with") und unbedingt mit den methodenspezifischen Referenzbereichen [gemeint ist wohl: keine durch eigene, durchs Labor selbst geänderten Referenzbereiche einzusetzen] zu verwenden. Manche sprechen sich für die altehrwürdige Methode, nach der TT4 (Gesamt-T4) gemessen und daraus ein fT4-Index berechnet wird. Es wird behauptet, dass TT4 und die Erhöhung der Untergrenze des normalen TT4-Referenzbereichs um 50 Prozent die TGB-Vermehrung ausreichend berücksichtigt. Viele finden, dass dies eine überzogene Vereinfachung ist, weil TT4 bei vielen, aber nicht allen Schwangeren um 50 Prozent höher wird. Außerdem messen heute nicht mehr alle Labors das TT4.
    Übersetzung von mir, aus https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4758281/
    Geändert von panna (05.09.21 um 23:35 Uhr)

  5. #25
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    Standard AW: MB und Schwangerschaft, Sammelthread Empfehlungen/Richtlinien

    Im Prinzip nichts Neues, aber eine gute Quelle* auf Deutsch (nicht nur) für MB-Schwangere bzw. MB-Frauen mit Kinderwunsch. MB-Relevantes daraus:

    Der Morbus Basedow wird durch TSH-Rezeptor-Antikörper verursacht, die plazentagängig sind und zu einer fetalen/neonatalen Hyperthyreose führen können. Eine fetale/neonatale Hyperthyreose kann somit auch bei schwangeren Basedow-Patientinnen mit Zustand nach Radiojodtherapie oder Zustand nach Schilddrüsenresektion auftreten, wenn deutlich erhöhte TSH-Rezeptorantikörper vorliegen.

    Wie bei der Hypothyreose besteht ein erhöhtes Risiko für Spontanabort sowie Früh- und Totgeburt. Risiken für die Mutter sind Präeklampsie, Herzinsuffizienz und sehr selten eine thyreotoxische Krise. Risiken für das Kind sind neben der Frühgeburtlichkeit, ein geringes Geburtsgewicht und Fehlbildungen (u. a. Ventrikelseptumdefekt) sowie beim Morbus Basedow eine neonatale Hyperthyreose bzw. eine iatrogene Hypothyreose unter thyreostatischer Therapie.

    Bei Patientinnen mit Morbus Basedow sollte vor Schwangerschaftseintritt eine Remission nach Absetzen der thyreostatischen Therapie bzw. Euthyreose nach Schilddrüsenablation gewährleistet sein. Bei bestehendem dringenden Kinderwunsch und M. Basedow sollte eine Schilddrüsenablation mittels Radiojod aufgrund der postinterventionell ansteigenden TRAK möglichst nicht durchgeführt werden. Eine TRAK-Bestimmung sollte im 2. Trimenon (22.–28. SSW) erfolgen, um das Risiko für die Entwicklung einer fetalen/neonatalen Hyperthyreose abzuschätzen. Bei TRAK-Werten > 2–3-fach des oberen Referenzbereichs wird ein Monitoring auf eine fetale/neonatale Hyperthyreose empfohlen.


    Die Therapie der manifesten Hyperthyreose bei M. Basedow oder Schilddrüsenautonomie erfolgt im ersten Trimenon mit Propylthiouracil (PTU) und im 2. und 3. Trimenon mit Thiamazol/Carbimazol. Die Missbildungsrate ist unter Thiamazol in der Frühschwangerschaft erhöht, sodass auf die zeitlich begrenzte PTU-Therapie nicht verzichtet werden kann. Allerdings zeigen neue Auswertungen eines dänischen Registers auch ein erhöhtes Risiko unter PTU. Eine PTU-Therapie während der gesamten Schwangerschaft wird aufgrund des erhöhten Risikos eines PTU-induzierten Leberversagens nicht mehr empfohlen. Angestrebt wird eine Einstellung der (f)T4/T3-Werte in den oberen Referenzbereich, keinesfalls eine TSH-Normalisierung. Eine latente Hyperthyreose wird nicht behandelt.
    https://www.thieme.de/de/gynaekologi...haft-65908.htm

    *Als Beleg ersetzt das die Quellen, die ich vor vielen Jahren im Eingangsbeitrag verlinkt habe, die aber wegen Relaunch der Webseiten nicht mehr auffindbar sind.

    *************

    PS:

    Schilddrüsen-Funktionstest von Neugeborenen mit MB-Müttern sollte routinemäßig am 2.-3. Tag nach der Geburt erfolgen, so die Empfehlung einer Studie aus Israel, bei der Neugeborene von Müttern mit jeglicher Schilddrüsenfunktionsstörung etliche Jahre lang gescreent wurden.

    https://etj.bioscientifica.com/view/journals/etj/aop/etj-22-0055/etj-22-0055.xml
    Geändert von panna (27.05.22 um 21:23 Uhr)

  6. #26
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    Zitat vom Vorbeitrag:

    Der Morbus Basedow wird durch TSH-Rezeptor-Antikörper verursacht, die plazentagängig sind und zu einer fetalen/neonatalen Hyperthyreose führen können. Eine fetale/neonatale Hyperthyreose kann somit auch bei schwangeren Basedow-Patientinnen mit Zustand nach Radiojodtherapie oder Zustand nach Schilddrüsenresektion auftreten, wenn deutlich erhöhte TSH-Rezeptorantikörper vorliegen.
    TRAK können auch noch etliche Jahre nach Operation positiv bleiben, hierzu ein Fallbeispiel:

    33-jährige Frau, 5 Jahre vor der Schwangerschaft totaloperiert. In der 22. Schwangerschaftswoche wird Tachykardie beim Fötus entdeckt. Sonografie des Fötus zeigt: Vergrößerte Schilddürse, Wasseransammlungen im Gewebe, Herzvergrößerung, anhaltende Tachykardie, Exophthalmus infolge Schwellungen hinter den Augen. Eine durch Biopsie gewonnene Nabelschnur-Blutprobe zeigt beim Fötus Werte einer schweren Hyperthyreose und TRAK=29 IU/L. Die Mutter ist euthyreot unter 175 mcg Thyroxin, ihre TRAK sind jedoch stark erhöht (219 IU/L). Behandelt wird mit Schilddrüsenhemmern, die die Mutter einnimmt (400 mg Propylthiouracyl, später 200 mg). 7 Wochen später in der 29. Woche ist der Fötus euthyreot, mit noch supprimiertem TSH.

    https://link.springer.com/article/10...04-023-06994-x

  7. #27
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    --> Hier steht schon etwas übers Stillen/Muttermilch und Thyreostatika/Schilddrüsenhemmer, unter anderem warnt die Endocrine Society, dass die Studienlage dürr und die Studienpopulation gering ist. Im folgenden Artikel aus dem Jahr 2019 finde ich das bestätigt, nämlich die Studien, auf die Bezug genommen wird, stammen aus dem vorigen Jahrtausend . Man wäge also auch persönlich für sich ab, ob man unter Thyreostatika stillt bzw. unter welcher Dosis man es noch bereit ist zu tun (- jenseits aller Empfehlungen).

    Sodele, der Artikel 2019 sagt:


    • Thiamazol/Carbimazol und PTU in der Muttermilch nachweisbar.
    • Thiamazol+Carbimazol: etwas mehr Transfer in die Muttermilch als bei PTU (0,1-0,2 % der eingenommenen Dosis).
    • Studien weisen normale Schilddrüsenfunktion bei den gestillten Kindern nach.
    • ATA bzw. ETA stufen Thyreostatika beim Stillen in niedrig-bis-mittigen bzw. niedrigen Dosierungen als sicher ein.


    Dosisempfehlungen und Einnahme:


    • ATA & ETA: Thiamazol max 20 mg/Tag, PTU max. 250 mg/Tag
    • ETA: Thiamazol wegen Hepatotoxizität des PTU bevorzugt
    • Einnahme in täglich mehrfach aufgeteilten Dosierungen, jeweils nach dem Stillen einzunehmen


    Abkürzungen:
    ATA=Americal Thyroid Association,
    ETA=European Thyroid Association,
    PTU=Präparate Propycil bzw. Prothiucil mit Wirkstoff Propylthiouracil


    Quelle: https://www.schilddruesengesellschaf.../upload/Böhler Thyreostatika in Schwangerschaft und Stillzeit Feldkirch final.pdf


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