Der Morbus Basedow wird durch
TSH-Rezeptor-Antikörper verursacht, die plazentagängig sind und zu einer fetalen/neonatalen Hyperthyreose führen können. Eine fetale/neonatale Hyperthyreose kann somit auch bei schwangeren Basedow-Patientinnen mit Zustand nach Radiojodtherapie oder Zustand nach Schilddrüsenresektion auftreten, wenn deutlich erhöhte TSH-Rezeptorantikörper vorliegen.
Wie bei der Hypothyreose besteht ein erhöhtes Risiko für Spontanabort sowie Früh- und Totgeburt. Risiken für die Mutter sind Präeklampsie, Herzinsuffizienz und sehr selten eine thyreotoxische Krise. Risiken für das Kind sind neben der Frühgeburtlichkeit, ein geringes Geburtsgewicht und Fehlbildungen (u. a. Ventrikelseptumdefekt) sowie beim Morbus Basedow eine
neonatale Hyperthyreose bzw. eine iatrogene Hypothyreose unter thyreostatischer Therapie.
Bei Patientinnen mit Morbus Basedow sollte vor Schwangerschaftseintritt eine Remission nach Absetzen der thyreostatischen Therapie bzw. Euthyreose nach Schilddrüsenablation gewährleistet sein. Bei bestehendem dringenden Kinderwunsch und M. Basedow sollte eine Schilddrüsenablation mittels Radiojod aufgrund der postinterventionell ansteigenden TRAK möglichst nicht durchgeführt werden.
Eine TRAK-Bestimmung sollte im 2. Trimenon (22.–28. SSW) erfolgen, um das Risiko für die Entwicklung einer fetalen/neonatalen Hyperthyreose abzuschätzen. Bei TRAK-Werten > 2–3-fach des oberen Referenzbereichs wird ein Monitoring auf eine fetale/neonatale Hyperthyreose empfohlen.
Die Therapie der manifesten Hyperthyreose bei M. Basedow oder Schilddrüsenautonomie erfolgt im ersten Trimenon mit Propylthiouracil (PTU) und im 2. und 3. Trimenon mit Thiamazol/Carbimazol.
Die Missbildungsrate ist unter Thiamazol in der Frühschwangerschaft erhöht, sodass auf die zeitlich begrenzte PTU-Therapie nicht verzichtet werden kann. Allerdings zeigen neue Auswertungen eines dänischen Registers
auch ein erhöhtes Risiko unter PTU. Eine PTU-Therapie während der gesamten Schwangerschaft wird aufgrund des erhöhten Risikos eines PTU-induzierten Leberversagens nicht mehr empfohlen. Angestrebt wird eine Einstellung der (f)T4/T3-Werte in den oberen Referenzbereich, keinesfalls eine TSH-Normalisierung. Eine latente Hyperthyreose wird nicht behandelt.