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D E F I N I T I V E _ T H E R A P I E _:_ R J T _ U N D _ O P E R A T I O N
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W A N N_ D E F I N I T I V E _ T H E R A P I E ?
Eine definitive Therapie (RJT oder eine (sub-)totale Operation der Schilddrüse ((sub-)totale Thyreoidektomie) kann, sollte oder muss sogar in folgenden Fällen erwogen werden:
1. Rezidiv(e)
Die Chance auf Remission schrumpft nach einem Rezidiv. Dennoch kann die medikamentöse Therapie wiederholt werden, aber da die Chancen auf eine dauerhafte Remisssion geringer sind, wird meist eine definitive Therapie empfohlen. Besteht jedoch kein Kinderwunsch mehr und ist das Rezidiv nicht allzu heftig (d.h. auch durch eine mäßige Hemmerdosis beherrschbar) und wurden die Hemmer das 1. Mal nebenwirkungsfrei (Leberwerte, weißes Blutbild) vertragen, kann man eine Wiederholung ruhig erwägen.
2. Unverträglichkeit bzw. schwerwiegende Nebenwirkungen der Schilddrüsenhemmer
Wenn Schilddrüsenhemmer z.B. mit Juckreiz einhergehende Allergien auslösen, kann man nur bedingt auf einen anderen Wirkstoff ausweichen. Leider beeinflussen Hemmer auch das weiße Blutbild und die Leberwerte negativ. Innerhalb eines gewissen Rahmens können schlechte Werte toleriert werden in der Hoffnung, dass die Reduktion der Dosis Abhilfe schafft. Sinkt die Anzahl der Leukozyten in einem bedenklichen Ausmaß und/oder sind die Leberwerte sehr schlecht, sollte man die Hemmertherapie nicht fortführen.
3. Schlechte Einstellbarkeit mit Schilddrüsenhemmern
Es kommt in seltenen Fällen vor, dass die Hormonwerte nicht in der erwarteten Art und Weise reagieren und nicht sozusagen "geordnet" den Rückzug antreten.
4. Dringender Kinderwunsch
Da die Schilddrüsenhemmer plazentagängig sind, sollte man eine Schwangerschaft möglichst nicht unter Inkaufnahme von Hemmer-Einnahme planen.
E N T S C H E I D U N G S F I N D U N G _ : _ O P _ O D E R _ R J T ?
Die Entscheidung ist nicht nur Geschmacksache. Es gibt klare Indikationen und Gegenindikationen, letztere vor allem bei der RJT. Naturgemäß neigen viele Betroffene zunächst zur RJT, da sie weniger invasiv erscheint. Daher im Folgenden eine Liste der Umstände, die eine RJT ausschließen:
1. Eine bestehende Endokrine Orbitopathie (Augenbeteiligung)
Auch wenn manche "offiziellen" Quellen und die Nuklearmediziner eine RJT nur bei aktiver EO ausschließen und sonst auch bei EO befürworten, weiche ich hier auf Grund im Forum gemachter Erfahrungen von diesen Empfehlungen aus guten Gründen ab. Bei bestehender EO, egal ob aktiv oder nicht, sollte man die Finger von einer RJT lassen. Eine Cortisonbegleitung mag so lange den Ausbruch oder die Verschlechterung einer EO verhindern, wie man die Tabletten nimmt. Der Zerstörungsprozess mitsamt der damit einhergehenden Werteschwankungen dauert jedoch länger als die prophylaktische Cortisongabe. Werteschwankungen begünstigen den Ausbruch einer EO und bedeuten meist Verschlechterung für eine bestehende EO!
2. Große Schilddrüse
Die Erfahrungen im Forum legen nahe, dass diese Grenze bei ca. 20 ml gezogen werden müsste. Die offiziellen Empfehlungen gehen von einer wesentlich höheren Grenze aus, allerdings erleben wir in solchen Fällen immer wieder, dass eine zweite RJT notwendig wird. Ob man sich zweimal bestrahlen lassen soll - das sollte man sich gut überlegen. Denn nach wiederholter Radiojodtherapie mit hoher Gesamtdosis können Knochenmarkschädigungen entstehen.
2. Kalte Knoten in der Schilddrüse
Kalte Knoten sind totes Gewebe. Sie nehmen kein radioaktives Jod auf und können somit per RJT nicht vernichtet werden. Da ein gewisser (sehr geringer) Prozentsatz entarten kann, sollte man sie, wenn eine definitive Therapie sowieso geplant ist, durch eine OP loswerden.
3. Dringender Kinderwunsch
Da Schilddrüsenhemmer plazentagängig sind, wird bei dringendem Kinderwunsch die Operation statt einer medikamentösen Therapie und auch statt einer RJT empfohlen. Die plazentagängigen TRAK vermehren sich in der Regel nach einer RJT anstatt weniger zu werden wie nach einer OP. Außerdem ist nach einer RJT keine (für eine Schwangerschaft und für die Entwicklung des Babys wünschenswerte) stabile Einstellung möglich, weil der Zerstörungsprozess monatelang (manchmal über ein Jahr lang und länger) andauern kann und während dieser Zeit der Hormonpegel schwankt.
S C H I L D D R Ü S E N O P E R A T I O N
Die Entfernung der Schilddrüse sollte bei MB eine vollständige Entfernung ((sub-)totale Thyroidektomie) bedeuten. Reste können wachsen und im schlimmsten Fall wieder einen MB-Rezidiv verursachen. Risiken der Operation sind durch die räumliche Nähe bzw. das Eingebettetsein weiterer Organe bedingt. Es geht dabei um die Verletzung des Stimmbandnervs und die versehentliche Entfernung der für den Kalziumhaushalt zuständigen Nebenschilddrüsen. In beiden Fällen kann
man durch entsprechende Maßnahmen während der OP einen Schaden vermeiden und so das Risiko minimieren (s. nächsten Abschnitt). Ein Vitamin-D-Mangel sollte möglichst bereits präoperativ behoben werden, denn bei bestehendem Vitamin-D-Mangel ist die Wahrscheinlichkeit einer postoperativen Hypokalziämie statistisch größer.
Vor der Operation: Das Gespräch mit dem Chirurgen
1. Hat der Chirurg genug Erfahrung?
Es sollte jemand sein, der jährlich eine große Anzahl TOTALoperationen der Schilddrüse durchführt. Nicht Teilresektionen, nicht Knotenentfernungen, sondern Entfernungen der ganzen Schilddrüse.
2. Wird Neuromonitoring verwendet?
Der Stimmbandnerv verläuft mitten in der Schilddrüse. Verletzungen des Stimmbandnervs können zu vorübergehender oder (in ganz seltenen Fällen) bleibender Stimmbandlähmung führen. Neuromonitoring bedeutet, dass am Stimmbandnerv angebrachte Elektroden die Nähe zum Stimmbandnerv melden.
3. Wann bekomme ich im Krankenhaus Hormone?
Das Krankenhaus sollte bereit sein, am 1.-2. Tag nach der OP mit der Hormonsubstitution zu beginnen. Chirurgen möchten vor der Hormongabe erst den Pathologie-Bericht erst abwarten, der jedoch auch ziemlich lange dauern kann. Bei einem bösartigen Befund ist nämlich eine Unterfunktion für die bald zu erfolgende RJT notwendig. Die Aussage "die im Blut nach der OP zirkulierenden Hormone reichen aus" ist eindeutig falsch. Ein Hormonentzug von mehr als 3-4 Tagen bedeutet bei Totaloperation eine so gut wie sichere Unterfunktion, die wiederum die Entwicklung einer EO begünstigen kann. Im Zweifelsfall sollte man sich die Hormone vor der OP beim Hausarzt besorgen und sie mitnehmen. Für die Argumentation beim Hausarzt/im Krankenhaus bereits beim Vorgespräch könnt ihr --> diesen Artikel ausdrucken und mitnehmen.
4. Was passiert mit den Nebenschilddrüsen?
Die 4 (oder manchmal mehr) Nebenschilddrüsen befinden sich an den 4 Polen der Schilddrüse und können mit ihr ein wenig verwachsen sein. Bei versehentlicher Entfernung sollten sie wieder in den Halsmuskel eingepflanzt werden, wo sie nach einer Weile wieder munter werden.
5. Ich habe oder befürchte eine EO, bekomme ich eine Cortison-Begleitung?
Bei EO-Gefährdung oder bestehender EO ist eine niedrig dosierte Cortison-Begleitung durchaus auch bei der OP möglich - dies sollte man selbst ansprechen. Hochdosiertes Cortison ist nicht nötig und würde die Wundheilung erschweren.
Wie verhalte ich mich nach der OP?
1. Hormone und Kontrollen
Die Hormonsubstitution sollte möglichst am nächsten-übernächsten Tag beginnen, auch wenn das Krankenhaus dies anders handhaben will. Merke: Chirurgen können schneiden, kennen sich aber mit der Hormonbehandlung nicht wirklich aus. Praktischer Rat: Hormone vom Hausarzt besorgen und mitnehmen. Faustregel für die Anfangsdosis: Körpergewicht in Kilogramm mal ca. 1,6-1,7 mikrogramm Thyroxin. Die Hormonwerte können, für eine bessere Orientierung, nach 2-3 Wochen überprüft werden. Diese (wie auch jede spätere) Dosis sollte man mindestens 6 Wochen halten vor einer nächsten Kontrolle, vor dieser Zeit schlägt sich die Wirkung der Hormone noch nicht in den Werten nieder. --> Anmerkung bei Über- oder Untergewicht
2. Beleidigte Nebenschilddrüsen?
Die Nebenschilddrüsen sind häufig etwas mitgenommen nach der Operation. Da diese kleinen Organe für die Ausschüttung des den Kalziumhaushalt regulierenden Parathormons zuständig sind, sollte man bei den allerersten Anzeichen einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus), die sich in starkem Kalziummangel äußert, für eine ausreichende Calcium- und Vitamin-D-Substitution sorgen. Erstes Warnzeichen ist meist ein starkes Kribbeln. Zwischen der Thyroxin-Einnahme und der Calcium-Einnahme müssen mindestens 2, besser 4 Stunden liegen, da Calcium die Thyroxin-Aufnahme vermindert! Weiterführende Information zu Hypoparathyreoidismus findet ihr unter http://www.insensu.de .
3. Stimmbandnerven beeinträchtigt?
Die anfangs machmal beeinträchtigte Stimme bessert sich meist schnell. Bei Komplikationen sollte ein HNO-Arzt konsultiert werden und eine logopädische Behandlung erfolgen.
R A D I O A K T I V E _ J O D T H E R A P I E _ (R J T)
Die Wirkungsweise der RJT beruht darauf, dass die Schilddrüse ein Jod speicherndes Organ ist. Es wird eine Kapsel mit radioaktivem Jod verabreicht. Die Schilddrüse nimmt das radioaktive Jod genauso auf, wie sie im gesunden Zustand normales Jod aufnimmt, um Hormone zu produzieren. Das radioaktive Jod verursacht eine Entzündung mit zerstörerischer Kraft (--> Strahlenthyreoiditis), in deren Verlauf die Zellen absterben. Was am Ende des Zerstörungsprozesses zurückbleibt, ist stark vernarbtes und geschrumpftes Gewebe ohne jegliche hormonproduzierende Aktivität. Die Zerstörung ist ein länger andauernder, mit Hormonschwankungen verbundener und ungleichmäßig verlaufender Prozess! Eine geringe Menge Jod speichern auch andere Organe, so unter anderem die Speicheldrüsen, die sich nach der RJT ebenfalls entzünden können.
V o r b e r e i t u n g _ f ü r _ d i e _ R J T
1. Jodspeichertest
Die für die Zerstörung notwendige individuelle Dosis sollte per Jodspeichertest möglichst genau festgestellt werden. Beim Testen geht es darum, die Aufnahmebereitschaft bzw. -fähigkeit der Schilddrüse für das radioaktive Jod zu messen, um die notwendige Dosis radioaktiven Jods genau zu bestimmen. Eine viel zu große Dosis ist unerwünscht,
eine viel zu kleine jedoch reicht nicht aus, um das ganze Gewebe zu zerstören.
2. Cortison-Begleitung
Die Einzelheiten einer Cortison-Begleitung wegen der EO-Gefahr sollten geklärt werden.
3. Was nehme ich mit?
Da man einige Tage in einem "Strahlenbunker" verbringen muss, Hier noch eine --> Packliste für den RJT-Aufenthalt.
4. Kinder in der Nähe?
Wer mit Kindern in einem Haushalt lebt oder arbeitet, sollte nach der RJT 2-3 Wochen lang Abstand zu ihnen halten bzw. arbeitsunfähig geschrieben werden.
W a s _ t u n _ n a c h _ d e r _ R J T ?
1. Viel Geduld haben
Der Zerstörungsprozess wird mindestens 3-6 Monate und eventuell länger dauern. Die durch die RJT hervorgerufene Entzündung bewirkt am Anfang häufig eine Überfunktion (Strahlenthyreoiditis), in diesem Fall müssen eine Weile wieder Schilddrüsenhemmer genommen werden. Die Hormonwerte können heftig schwanken. Insgesamt sind Dauer und Verlauf des Zerstörungsprozesses nicht vorhersagbar oder berechenbar.
2. Was machen meine Werte?
Die Hormonwerte keineswegs erst nach 3 Monaten, wie oft gehandhabt, kontrollieren, sondern wesentlich früher: 4-6 Wochen nach der RJT (s. Quelle). Den Hormonstatus kann man nicht alleine auf Grund des TSH beurteilen, besteht bitte auf die Kontrolle der freien Werte. Dies ist selbstverständlich, wenn das TSH vor der RJT supprimiert war und nicht anzeigt. Aber auch dann, wenn das TSH schon nicht mehr supprimiert ist, reicht es nicht als einziger Wert. Da die TRAK in der Zeit unmittelbar nach RJT eher zu- als abnehmen und das TSH weiter beeinflussen, ist das TSH kein geeigneter Kontrollwert in der Einstellungszeit nach RJT (und danach bei Hormoneinnahme auch nicht).
3. Endlich Hormone, aber ...
Sobald die Werte sinken, kann und sollte die Hormoneinnahme beginnen. Eine manifeste Unterfunktion darf nicht abgewartet werden, weil sie den Ausbruch einer EO begünstigt. Man sollte mit gewissen Aufs und Abs rechnen, die Werte sollten deshalb häufiger kontrolliert und die Dosis angepasst werden.
L I N K S _ Z U M _ T H E M A
Liste von OP-Berichten der Mitglieder
Substitutionstherapie nach OP (inkl. Substitution bei postoperativem Hypoparathyreoidismus)
Operatives Vorgehen (mit Fotos!)
Vergleich OP-Methoden (subtotal vs total)
Kliniken mit vielen SD-Operationen und
Zertifizierte Zentren für SD-Chirurgie
Radiojodtherapie
Vergleich OP – RJT